megaMMS

meine bewerbung für das gasag kunst-im-bau sponsering der kunstfabrik. hier das konzept:

Wir erleben die Verbildlichung der Welt: immer mehr Informationen prasseln auf uns ein, immer mehr davon in Bildform. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" - und tausend Bilder, wo einst nur ein Wort war.

Unsere Kameras dringen durch stetige Miniaturisierung in die intimsten Bereiche unseres Lebens ein - das Kamerahandy im Schlafzimmer. Dieses wird als solches noch gar nicht erkannt - zu neu noch die Technik - trotzdem schon beschäftigen die Gerichte sich mit den Folgen: Handy(Kamera)verbot in der Sauna, in der Geschäftsbesprechung, in der Umkleidekabine. Der Fotograf aber schützt sich vor Enttarnung und wird mit ungestellten Bildern belohnt. Die "Upskirt Shots" - Fotos die im öffentlichen Raum unter den Rock spannen - werden gleich Jagdtrophäen ins Internet via MultiMediaMessage (MMS) hochgeladen. Sowieso - das Internet trägt den Trend noch weiter, sortiert die Bilderflut und gibt ihr einen Sinn. Jeder Fotojäger kann seine Bilder der Gemeinschaft vorlegen und sie kritisieren lassen.

Hier geht es um Handy-Kameras, nicht um den schon längst beschrittenen Siegeszug der Digitalkameras. Im Gegensatz zu diesen nämlich leisten die Handies (noch) kaum eine nennenswerte Auflösung oder "Qualität" des Bildes (Seltsam dann das Geschrei um den Verlust der Intimität, nicht?).

Also ist ein Bild mit 352x288 oder 640x480 Pixeln nun einfach nur schlecht? Oder schon Porno? Oder doch richtig mies? Oder vielleicht etwa Kunst? Was sagt die Internetgemeinde dazu? Wieviel Pixel brauchen wir denn wirklich? Überhaupt, brauchen wir denn wirklich diese ganzen Bilder? Oder erzeugt diese ganze Fotografiererei nicht nur einen unkontrollierbaren Haufen unerträglicher Belanglosigkeiten?

MegaMMS wird Antworten auf diese Fragen geben!

Das Projekt durchläuft mehrere Schritte:

Schritt 1: Erzeugung

An die Führungskräfte der Abteilungen der Gasag im 4. und 5. Stock werden Kamera-Handies verteilt - insgesamt etwa 10-15 Stück. Jeder wird aufgefordert, mit dem Telefon Fotos zu machen. Die Motivwahl ist freigestellt, entstehen sollten Bilder aus möglichst allen Lebenslagen.

Schritt 2: Bewertung

Die Handies und die erzeugten Bilder werden wieder eingesammelt. Die Bilder werden auf eine öffentliche Internetseite geladen und zur Bewertung freigegeben (Beispiele: www.phonebin.com oder www.fotodatabase.net). Die Internetgemeinde entscheidet über die Qualität der Bilder. Am Ende gibt es aus dem Pool ein Gewinner- und ein Verliererbild. Ein drittes Bild wird von mir persönlich ausgewählt.

Schritt 3: Aufblasen

Die drei Bilder werden hochskaliert. In der beabsichtigten Qualität sind maximale Breiten von 127cm möglich - ein Bild vom Sonyericsson T610 (288x352 pixel) bekommt dann ein Format von 127x155cm (BxH). Dies entspricht einer Skalierung von 1250%. Beim Skalieren wird nicht interpoliert, d.h. es kommen keine neuen Pixel hinzu, sondern jeder Pixel wird vergrössert (vgl. Anhang). Ein Pixel wird im Endformat 4,6mm im Quadrat messen. Die Bilder werden in bestmöglicher Qualität verarbeitet: Rasterfreie Ausbelichtung mit Durst Lambda Laserbelichtung, kaschiert hinter Plexiglas.

Schritt 4: Hängung

Dabei werden die zwei, vom Internetvoting ausgewählten Bilder im Flur so aufgehängt, daß ein Zurücktreten und das von weitem Betrachten nicht möglich ist. Dadurch wird die Identifikation eines Bildes durch seine Pixel für den Rezipienten verdeutlicht. Das dritte Bild hingegen sollte so hängen, daß eine Betrachtung schon von weit entfernt (den ganzen Flur entlang) möglich sein wird. Hier wird die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Betrachtungsabstand zu Bildinhalt und -qualität zur zentralen Aussage.

Folgende Punkte kennzeichnen MegaMMS:

- Das neue Medium Fotohandy ist bildgebendes Instrument

- Das "BlowUp" ermöglicht eine Neubetrachtung vom Verhältnis Qualität zu Auflösung

- Das Spiel mit Pixelanzahl und Auflösung und Bildgröße und Betrachtungsabstand

- Mehrere Personen sind direkt am Entstehungsprozess beteiligt

- Qualitätsevaluation durch öffentliche Abstimmung im Internet

- Höchste Reproduktionsqualität sorgt für subjektiv-positive Betrachtungsweise

- Interessante, so noch nie gesehene Bilder

- Das Endergebnis ist nicht vorherzusehen - die Bilder entstehen im Prozess